Holtenauer Geschichte

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Die SA in Holtenau

Wie überall in Deutschland versuchte das Regime auch in Holtenau das gesamte öffentliche Leben durch verschiedene Organisationen in seinem Sinne auszurichten. Eine der größeren dieser Organisationen war in Holtenau die Sturmabteilung (SA), die hier in Form des Marinesturms1 auftrat.

Folgender Brief des Holtenauer Marinesturms an seine Sturmmänner aus dem Sommer 1943 macht aber wiederum deutlich, wie die sich durch die Kriegslage verschärfende Situation auch die Abläufe an der Heimatfront veränderten2:

SA der NSDAP

Marinesturm 1/44

Holtenau, den 1.6.43

Liebe SA_Kameraden!

Stärker, als je zuvor, waren wir in der Heimat in den vergangenen harten Wintermonaten bei Euch da draußen an den verschiedenen Fronten. Vor allem bei denen im Osten.

Von vielen Kameraden vermissen wir seit langem eine Nachricht. Wohl senden wir von Zeit zu Zeit an alle SA-Männer Briefe, Zeitschriften u.a., aber aus dem Schweigen vieler Männer müssen wir entnehmen, daß die Post nicht immer ankommen mag. Dagegen freuen wir uns umso mehr über die Briefe und Karten, die bei uns von Euch eingehen.

So erhielten wir die letzte Zeit Post von unserem Sturmführer Nachtigall und den Kameraden Thelen, Bodung, Emil Möller, Mainka, Blaas, Jäger, Gude, Jöhnk, Schott, Spieker, Weihmann.

Wir danken allen herzlich für ihre an uns gerichteten Zeilen; gaben diese uns doch Aufschluß darüber, wo unsere SA-Männer vom Sturm 1 eingesetzt sind. Da es unserem Schriftwart Georgi nicht möglich, jeden Brief einzeln zu beantworten, wollen wir Eure Post auf diese Weise erwidern. Voraussetzung dafür ist aber immer noch, daß ihr uns laufend jede Änderung Eurer Feldpost-Anschrift mitteilt. Nicht nur einige wenige Getreue, sondern alle restlos. Von unserem Sturm sind jetzt an die 60 SA-Männer eingezogen. Da könnt Ihr Euch vorstellen, welche Mühe es kostet, diese 60 Anschriften ständig auf dem Laufenden zu halten. Wenn wir Euch nicht mehr so oft Lesestoff schicken, so liegt das daran, daß dieser in der Heimat auch knapp wird. Von den "SA-Führern" z.B. bekommen wir pro Monat nur 10 Stck. von der Standarte. Da kann natürlich nicht jeder jeden Monat einen erhalten.

Als freudiges Ereignis können wir Euch mitteilen, daß unser Oberscharführer Willi Holzhauer einen Stammhalter bekommen hat. Weiter sind zum 20. April wieder einige Beförderungen ausgesprochen worden. Unser Obersturmführer Nachtigall wurde zum Hauptsturmführer befördert. Die Truppführer Mainka und Georgi zum Obertruppführer, die Scharführer Thelen, Klimsch, Steinhagen, Rehwald zum Oberscharführer; die Obersturmmänner Ebel, Schröder, Buns und Jöhnk zum Rottenführer; die Sturmmänner Schlink, Jessen und Nehls zum Obersturmmann. Ich gratuliere allen herzlich zur Beförderung.

In der Dienstgestaltung unseres Sturmes ist jetzt eine wesentliche Änderung eingetreten. Durch die ständigen Einberufungen sind die meisten Stürme in der Heimat so klein geworden, daß sie nicht mehr allein Dienst machen konnten. Darum wurden jetzt die Kieler Marinestürme zu 4 Einsatzstürmen zusammengefaßt, in denen unsere Männer jetzt Dienst machen. Verwaltungsmäßig sind aber die alten Stürme bestehen geblieben, d.h. Euer Stammsturm ist und bleibt unser Marinesturm 1/44, von dem aus Ihr weiter betreut werdet. Durch die gebietsweise Zusammenfassung kommt es, daß unsere Holtenauer Männer mit dem Sturm 2/44 den Einsatzsturm E 1/44 bilden, während unsere Kieler Männer mit den Männern anderer Stürme den E-Sturm 2/44 bilden. Sie sparen dadurch den weiten Weg zum Sturmlokal in Holtenau, der besonders bei Alarm unangenehm war.

Mit Bootsdienst wird es in diesem Jahr aus Mangel an Kutterbesatzungen nichts werden. Dafür aber steht der Schießdienst an erster Stelle im Dienstplan. Weiter werden die verschiedenen Bedingungen des SA-Wehrabzeichens als Ausbildungsdienst angesetzt.

Ihr seht hieraus, Kameraden, daß wir SA-Männer in der Heimat neben unserer täglichen Arbeit nicht müßig sind, uns auf einen kommenden militär. Einsatz vorzubereiten, können wir doch alle damit rechnen, auch noch eingezogen zu werden.

Bekommt Ihr Auszeichnungen verliehen, wie z.B. das EK, Sturmabzeichen, Verwund.Abz., Kriegsverd.Kreuz u.a., so legen wir Wert darauf daß Ihr uns das mitteilt, denn wir müssen es an die Standarte weiter melden.

Mit Bedauern müssen wir immer wieder feststellen, daß SA-Männer unseres Sturmes, wenn sie hier in Urlaub sind, nicht die Gelegenheit wahrnehmen, Ihren Sturm bei einem Appell aufzusuchen. Wann Dienst ist könnt Ihr immer bei mir (Königstr. 42) oder bei Obertruppf. Georgi Kanalstr. 16 erfahren.

Nun, liebe Kameraden, hoffe ich, daß Ihr alle gesund ud wohlauf seid. Unseren verwundeten Kameraden Mainka, Buns und Ebel wünsche ich weiter recht gute Besserung und baldige Genesung.

Unser Hauptsturmführer Nachtigall läßt alle Männer unseres Sturmes 1 recht herzlich grüßen.

So wollen wir in vollster Zuversicht und in festesten Vertrauen auf unseren Führer weitermarschieren von Kampf zu Kampf, bis der Sieg unser sein wird.

Ich wünsche Euch weiter recht viel Soldatenglück. Bleibt gesund seid herzlich gegrüßt von Eurem Sturmführer und allen Sturmkameraden!

H e i l   H i t l e r !

gez. Gramckow

Siehe auch:

© Bert Morio 2016 — Zuletzt geändert: 22-12-2016 11:55

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  1. "Marine SA units were first formed in 1929. they provide pre and post military training to men designated for assignement to or leaving service with the navy and merchant marine. There is SA Marine units in each SA Gruppe (Inland streams and waterways were training grounds for Groups far from see side). i.e. Marine-SA Gruppe Berlin Brandenburg. They were created in all harbours of the Northern Germany. They were involved in safety duties on see side and fight during floads on water ways. on 1.1.1935 : 64 428 men. On 1943 SA-Ogruf Heinrich Schöne became Inspekteur SA-Marine. (source : Cloth insigna of the NSDAP and SA by John R. Angolia)." (Quelle: Axis History Forum: SA-Marinesturm, unter: http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=219545 [zuletzt geseen: 23-12-2016 08:30]. 

  2. Ich frage mich, was damals ein Soldat über ein solches Schreiben dachte, den es an die Ostfront verschlagen hatte!