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Finalpflege

Das Team

So wichtig eine fachgerechte Prophylaxen und/oder Versorgung in der Regel auch sind, so gibt es auch Situationen, in denen diese nicht im Mittelpunkt der pflegerischen Versorgung stehen sollten:

Z. B. wenn sich der Betroffene in der Sterbephase befindet oder nur noch eine palliative Versorgung möglich ist, z. B. bei der Frage nach einer ausreichenden Dekubitusprophylaxe:

Denn

Während die Pflege des Pflegebedürftigen grundsätzlich aktivierend sein soll, also dazu beitragen soll, vorhandene Fähigkeiten zu erhalten und verloren gegangene Fähigkeiten wieder zu gewinnen, liegt der Fokus einer Final- oder Palliativpflege darauf, dem Pflegebedürftigen den letzten Lebensabschnitt möglichst angenehm zu gestalten. Daraus ergibt sich auch, dass die Vermeidung aller Pflegerisiken und der sich daraus ergebenden Prophylaxen in vielen Situ­ationen keine — oder nur eine geringe — Priorität mehr hat.

Im Mittelpunkt sollten neben Maßnahmen zur Verhinderung von Komplikationen wie Schmerzen oder Übelkeit etc. jetzt insbesondere die Wünsche des Sterbenden stehen. Alle Maßnahmen müssen gegeneinander abgewogen werden. Manchmal mag es sogar sinnvoll sein, Maßnahmen zu unterlassen, die eigentlich geboten wären, oder andersherum schädliche Maßnahmen zu ergreifen, wenn das im Sinne des Patienten ist.

Finalpflege und Angehörige

Meiner Erfahrung nach müssen -- gerade in der Häuslichen Krankenpflege -- die Interessen der Angehörigen noch stärker berücksichtigt werden. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass es Situationen gibt, in denen man Angehörige regelrecht vor einigen Aspekten des Sterbeprozesses schützen muss, um diese nicht zu überfordern oder gar zu traumatisieren. Es gibt bei manchen Erkrankungen auch Situationen bzw. Zustände, die man einfach niemanden zumuten kann oder sollte und vor denen man die Angehörigen wirklich schützen muss.

Als Pflegender hat man oft bereits solche traumatischen Erfahrungen gemacht und findet sich manchmal in der Situation wieder, dass man da die Angehörigen wirklich zu einem Schritt wie den Umzug des Kranken in ein Hospiz drängen muss.

Hospize

In vielen Fällen ist ein Sterbender in einem Hospiz besser versorgt als in der eigenen Häuslichkeit, denn dort sind alle nötigen Maßnahmen möglich, die in der häuslichen Umgebung oft fehlen: man denke nur an akute Schmerzzustände, Erstickungsanfälle etc., vor denen pflegende Angehörige dann oft — und insbesondere in der Nacht — allein stehen! Da die Angehörigen den Patienten dort gut versorgt wissen, haben sie auch die Möglichkeit, Zeit für die eigene Regeneration zu finden.

Zielkonflikte

Eigentlich eine triviale Sache, aber in der Pflege oft übersehen: Maßnahmen, die der Behebung oder Verbesserung eines Problems dienen, können ein andere Problem entstehen lassen oder zumindest verstärken. Hier nur einige Beispiele für solche Zielkonflikte:

Die Gabe von Schmerzmitteln führt evtl. zu einer Verlangsamung der Reaktionen und erhöht dadurch die Sturzgefahr — was wiederum mehr Schmerzen zur Folge haben kann. Manche Schmerzmittel können zu einer Atemdepression mit allen möglichen Komplikationen von der Lungenentzündung bis hin zum Tode führen. Die selbe Klasse von Schmerzmittel verlangsamt auch die Bewegung des Darmes und führt ggf. zu Verstopfungen. Schmerzmittel können verhindern, dass sich ein Patient rechtzeitig umlagert oder mobilisiert, was wiederum das Risiko erhöht, ein Druckgeschwür (Dekubitus) zu bekommen — das dann seinerseits evtl. wieder zu Schmerzen führen kann.

Das Hochstellen des Kopfteils kann bei einem Patienten mit Atemnot diese zwar mindern, kann aber durch das nun erhöhten Druck auf das Gesäß zu einem Druckgeschwür am Steiß oder durch die möglicherweise einwirkenden Scherkräfte auf das Rückengewebe zu einen Dekubitus in den tiefere Gewebeschichten führen.

Es gibt hier eine ganze Reihe möglicher Zielkonflikte und nicht immer eine für alle Seiten befriedigende Lösung.

Siehe auch:


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