Die im Jahr 1895 veranstalteten Feierlichkeiten zur Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals waren ein Weltereignis, doch in den darauf folgenden zwei Jahrzehnten hatte sich vieles zum Schlechten verändert. Ganz anders verliefen die Feiern zur Kanalerweiterung 1907-14.
Abb.: Die Kaiserliche Yacht SMY Hohenzollern durchfährt im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten die Neuen Schleusen. Links hinten die Prinz-Heinrich-Brücke.
Das Deutsche Kaiserreich war inzwischen — nachdem der Lotse
Bismarck von Bord gegangen war — international weitgehend isoliert
und von der Aufbruchstimmung der früheren Jahre war nicht mehr
viel übrig geblieben geblieben. Dabei waren die Bauleistung und
die Kosten durchaus mit denen des ursprünglichen Kanalbaus
vergleichbar, ja übertrafen diese bei den Baukosten sogar um
nahezu 2 Drittel.
So fanden diese Eröffnungsfeierlichkeiten in einem viel kleineren Rahmen statt als zwei Jahrzehnte zuvor. Auch waren die Bauarbeiten in Wirklichkeit noch gar nicht ganz beendet, sondern dauerten bis in den Ersten Weltkrieg hinein. Vor allem auf der Weststrecke des Kanals mußte noch gebaut werden. Es wurden dabei auch russische Kriegsgefangene eingesetzt.
Bauphase: | Kosten: |
Kanalbau 1887-95: | 156 Millionen Goldmark |
1. Kanalerweiterung 1907-14: | 242 Millionen Goldmark |
Gravierender war allerdings, daß der Kanal immer noch nicht vollständig auf die geplante Tiefe ausgebaggert war als der Erste Weltkrieg ausbrach. Somit hätte er die ihm zugesprochene militärstrategische Aufgabe einer schnellen Verlegung der Kriegsflotte zwischen Nord- und Ostsee zumindest zu Kriegsbeginn gar nicht erfüllen können. Daher kann man in der Eröffnungsfeier sicherlich auch ein wenig Abschreckungspropaganda sehen …
Abb.: Empfang Kaiser Wilhelm II. auf den Neuen Schleusen. Im Hintergrund die Prinz-Heinrich-Brücke. Vorne im Boden ein großes Mosaik mit Kaiseradler. Ein solches Mosaik befindet sich heute auf einem der Schleusenbunker.
© Bert Morio 2018 — Zuletzt geändert: 02-11-2018 18:25