Holtenauer Geschichte

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Der Hammerichsche Hof

Der Hammerichsche Hof der Bauernstelle Hammerich ist der älteste Profanbau Kiels und war einst Sitz der Holtenauer Bauernvogte (⇒ Gemeindevorsteher), die über Generationen von der Familie Hammerich gestellt wurden. Vor dem Hof befand sich der Dorfbrunnen. Zum Gedenken an den Sieg über Frankreich 1870/71 wurde hier wie an unzähligen anderen Plätzen im Kaiserreich eine Friedenseiche gepflanzt, die inzwischen zu einem stattlichen — wenn auch kränkelnden — Baum herangewachsen ist.

Hamerichscher Hof Abb.: Der Hammerichsche Hof vor der Renovierung.

Das Holtenauer Fachhallenhaus wurde aufgrund einer Auswertung von Jahresringzählungen auf das Jahr 1589 datiert. Es ist damit der älteste Profanbau in der Stadt Kiel. Es handelt sich um den Typ des niederdeutschen Fachhallenhauses mit einer großen Diele, seitlichen Nischen (Luchten) und anschließenden Kammerfach. Zu beiden Seiten des Dielentores gab es Pferdeställe und dahinter Kuhställe.

Zur Baugeschichte schreibt der Kieler Express im Jahr 1988:

Der eigentliche Baubeginn des Hauses wird auf das frühe 18. Jahrhundert geschätzt und geht in seinem Kern auf ein schornsteinloses Rauchhaus zurück.1

Am Ende der Diele befand sich ein großer Schwibbogenherd, auf dem gekocht wurde und der gleichzeitig zum Beheizen der Diele und der Wohnräume diente. Da diese Häuser ursprünglich ohne Schornsteine gebaut wurden, zog der Rauch durch die Diele und den offenen Dachstuhl und die Uhlenlöcher ab. Der sich dort absetzende Ruß schützte dabei sowohl das Holzwerk als auch das Reetdach vor Schädlingsbefall.

Abb.: Der Schweinestall.

Daß dieses Haus nach langem Verfall im Jahr 1996 unter Denkmalschutz gestellt wurde, machte es für die besitzende Erbengemeinschaft nicht leichter, es zu verkaufen, da mögliche Kaufinteressenten von den Auflagen der Denkmalschutzbehörde hinsichtlich eines Ausbaus des Dachgeschosses abgeschreckt wurden.

Abb.: Plan eines typischen Fachhallenhauses (Erdgeschoß) [© Dr.-Ing. Gert Kaster: Kiels ältester Profanbau. Das Holtenauer Fachhallenhaus von 1588, Kieler Nachrichten, Beilage "Wege" 2002].

1998 bekam das Haus einen neuen Besitzer, der jedoch die Empfehlungen der Denkmalschutzbehörde nicht aufgriff, so daß die Differenzen schließlich zu einem Stillstand der Planungen führten und sich der Eigentümer im darauf folgenden Jahr dazu entschloß, das Gebäude abzureißen um das große Grundstück verwerten zu können. Der Abriß wurde jedoch durch die Behörden verhindert.

In dieser schwierigen Phase brach am 14. April 2000 ein Feuer im Haus aus, das nach Feststellung der Kriminalpolizei auf Brandstiftung zurückzuführen war, zum Glück jedoch rechtzeitig gelöscht werden konnte. Pikant ist diese Brandstiftung durch den engen zeitlichen Zusammenhang mit der Brandkatastrophe, die zur Vernichtung des anderen — direkt benachbarten — Holtenauer Fachhallenhauses (Bauernstelle Schacht) ein dreiviertel Jahr zuvor geführt hatte, so daß bei vielen Holtenauern der Verdacht bestand, daß damals einfach das falsche Haus angezündet worden sei.

Im Jahr 2000 bekam das Haus auch eine neue Besitzerin, die das Haus entsprechend den Empfehlungen des Denkmalschutzes renovierte, wobei es möglich wurde, eine genaue Bauuntersuchung durchzuführen.

Siehe auch:

© Bert Morio 2017 — Zuletzt geändert: 22-07-2019


  1. Müller, Tosten: Das Alter hat einen stolzen Preis, Kieler Express 01.10.1988.