Das Hauptgebäude der Bauernstelle
der Familie Hammerich — der Hammerichsche Hof, ein Fachhallenhaus
— gilt mit einer Datierung von 1589 als der älteste Profanbau der
Stadt Kiel. Auf dem Grundstück Richthofenstraße
Nr. 53 befand sich auch den Dorfbrunnen.
Seit dem Sieg über Frankreich im Krieg von 1870/71 befindet sich
hier direkt an der Straße eine so genannte Friedenseiche
.
Abb.: Bauernstelle Hammerich in der Richthofenstraße.
Das zweite Fachhallenhaus in Holtenau gehörte zur Bauernstelle Schacht und lag nur wenige Meter weiter westlich am Ort des heutigen Supermarkts (Sky-Markt).
Die Familie Hammerich stellte auch die Holtenauer Bauernvogte, die die Bauern gegenüber der Gutsherrschaft auf Seekamp vertraten. Später auch Gemeindevertreter und -vorsteher. Jacob Hammerich war Bürgervorsteher der preußischen Landgemeinde Holtenau.
5. Mann2.
Herrenknecht.
4. Mann.
1788–1816 Otto Hinrich Bandholt, der bis 1791 selbst noch
Leibeigener im Zuge der Aufhebung der Leibeigenschaft als
Freier die Hufe für 476 Reichstaler übernahm. Ihm
hatte sein Vorgänger Friedrich Horn außer Hofgebäude und
Inventar folgende Tiere übergeben, von denen die in
Klammern angegebenen dem Gutsherren gehörten: 13 Pferde
(12), 2 Füllen (2), 7 Kühe (4), 8 Starken (3), 10 Schafe
(6), 4 Schweine (2), 6 Gänse (6).
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Bandholt hatte 1791 nach der Parzellierung des Gutes die Möglichkeit, die zuvor von ihm als Leibeigener bewirtschaftete Hofstelle zu übernehmen und selbständig zu bewirtschaften.
Otto Bandholt übernahm zum 1. Mai 1791 das seiner Vollhufe zugewiesene Land sowie das Gebäude mit Tieren und Inventar. Letzteres mußte er für 395 Reichstaler kaufen oder diese Summe mit 4 1/2 % bis zur Ablösung verzinsen. Für das Land hatte er jährlich eine im Mai fällige Abgabe von 121 Reichstalern zu leisten, die „Canon“ genannt wurde. Dafür brauchte er niemanden mehr zum Hofdienst zu schicken und war nicht mehr dem Flurzwang unterworfen. Er konnte nun selbständig und selbstverantwortlich den Hof bewirtschaften und ihn an jemanden verkaufen, der diese Verpflichtungen übernahm.4
Wie sehr sich die Verhältnisse auf der Bauernstelle durch die Selbständigkeit veränderten, beschriebt wiederum Walter Giertz:
Äußerlich wurde die Aufhebung der Leibeigenschaft vor allem dadurch sichtbar, daß sich Bandholt „nur“ noch 4 Pferde hielt - anstatt der 13 vorher, da er, wie die übrigen Hufner, auf dem Gut keine Spanndienste mehr zu leisten brauchte - bis auf die unten genannte Fuhre.5
beim Bauern. In der Weihnachtszeit gab es hier auch Tannenbäume zu kaufen — meine Großmutter liebte immer die großen
mageren, die zwar ihren besonderen Charakter hatten, jedoch fast jedes mal in ihrem Wohnzimmer verspannt werden mußten.
Elisabeth Hammerich (letzte Besitzerin aus der Familie ?).
Über die Lage auf dem Hammerichschen Hof Ende der 1980er Jahre
berichtete der Kieler Expreß
folgendes:
Unverdrossen wird auf der einzigen verbliebenen Bauernstelle weiterhin Landwirtschaft betrieben — allerdings nur mehr im Nebengewerbe und auf entfernt am Schusterkrug liegendem Areal. "Mit unseren etwa sechs Hektar Land erwirtschaften wir gerade den Mindestumsatz der Höfeordnung", sagt Karin Lasner, die Tochter der jetzigen Besitzerin Elisabeth Hammerich.[...] Heutzutage verkauft Karin Lasner auf der schlichten, großen Däle im Inneren, wo einst die Kühe standen, Gemüse, Eier, Obst und Kartoffeln aus eigenem Anbau.7
Das Haus ist inzwischen verkauft und wurde vollständig renoviert. Das Haus Richthofenstraße Nr. 55 an der Ecke zur Apenrader Straße war das frühere Tagelöhnerhaus der Hammerichschen Bauernstelle. Später kam dieses Haus in den Besitz der Kirche und wurde unter anderem auch Wohnhaus der Holtenauer Kirchendiener.
Abb.: Lageplan der Holtenauer Bauernstellen im Jahr 1791. (1) Die Bauernstelle Hammerich.
Das Anwesen des Altbauern befand sich Ecke Richthofenstraße — Apenrader Straße, wurde jedoch zum Bau der Apenrader Straße durchtrennt. Es wurde später von Frau Blank bewohnt. An der Westecke steht noch ein altes Haus8.
© Bert Morio 2016 — Zuletzt geändert: 09-06-2019
= Dorfvorsteher. ↩
Siehe zur Bedeutung: Leibeigenschaft. ↩
Giertz, Walter: Ende der Leibeigenschaft in Holtenau, Kiel 1991, S.???? ↩
Giertz, Walter: Ende der Leibeigenschaft in Holtenau, Kiel 1991, S.???? ↩
Giertz, Walter: Ende der Leibeigenschaft in Holtenau, Kiel 1991, S.???? Jeder Bauer mußte sich dem Gut gegenüber jährlich zu einer Fuhre nach Kiel oder zu zwei Fuhren nach Holtenau als Verladestelle des Eiderkanals verpflichten. ↩
Müller, Torsten: Das Alter hat seinen stolzen Preis, Kieler Express, 01.10.1988. ↩
Ich bin mir jedoch nicht sicher, auf welcher Seite der Straße sich das Altenteilerhaus befand. ↩