Holtenauer Geschichte

Home - Index - News - Updates - Impressum

Die Alten Holtenauer Schleusen

Die Alten Holtenauer Schleusen wurden südlich der Mündung des Flüßchens Levensau bzw. des Eiderkanals, der in großen Teilen dem Flußbett der Levensau folgte, in die äußere Kieler Förde errichtet; auf diesem Gebiet hatten die Holtenauer Bauern bis zum Kanalbau noch saftige Wiesen bewirtschaftet.

Linienschiffe in den Schleusen Abb.: Linienschiffe in den Schleusen während des Kaiserreiches.

Der Bau der Schleusen bei Holtenau veränderte hier das Landschaftsbild völlig, den die ehemalige Mündung des Eiderkanals in die Förde verschwand vollständig.

Baugrube der Alten Schleusen Abb.: Die Baugrube der Alten Schleusen im Jahr 1891; Blick Richtung Kieler Förde. Man sieht noch die im Hafen liegenden Segelschiffe.

Die beiden Schleusenkammern hatten eine Länge von 125 Metern und eine Breite von 22 Metern. Die Tiefe betrug 9,80 Meter. Fertiggestellt wurden die Alten Schleusen bereits 1894, d. h. noch vor der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals.

Eine Schleusenkammer der Alten Schleusen Abb.: In einer Schleusenkammer der Alten Schleusen.

Die offizielle Eröffnung der Holtenauer Schleusen fand am 29. September 1894 statt, doch bei dieser Feierlichkeit war der Kaiser nicht anwesend, sondern sandte als Antwort auf eine an ihn gerichtete Huldigungsdepesche nur die folgenden Grußworte aus Berlin:

Nach Eröffnung der Ostsee-Schleuse, dieses wichtigen Teiles des nationalen Bauwerkes rufe ich den Beamten und Arbeitern ein herzliches Glückauf zu. Möge das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von oben. - Wilhelm I. R.

Erstbefahrung der Alten Schleusen Abb.: Erstbefahrung der Alten Schleusen am 30. September 1894. Links sieht man bereits die für die Kanalbediensteten gebauten Doppelhäuser. Blick Richtung Tiessenkai

Trotzdem fand in Holtenau eine größere Feierlichkeit statt, bei der sich mehrere Hundert Gäste und Zuschauer in der Umgebung und auf der Schleusenanlage versammelt hatten. Die Gäste wurden dann mit einer stattlichen Zahl von Dampfern vom Außenhafen her in Kiellinie dem Schleppdampfer Berlin folgend in die Schleusen gefahren. Man fuhr dann weiter bis zur Levensauer Hochbrücke, um dann die Rückfahrt nach Holtenau anzutreten.

Bau der Schiebetore Abb.: Bau der Schiebetore für die Neuen Schleusen.

Nachdem die Neuen Schleusen erbaut worden waren, stellte sich immer mal wieder die Frage nach dem Nutzen der Alten Schleusen. Sie wurden teilweise anders genutzt, z.B. nach dem Ersten Weltkrieg als Trocken- und Baudock für Werften. In ihren Kammern waren bereits die Schiebetore der Neuen Schleusen gebaut worden.

Blick auf die Schleuseninseln Abb.: Blick auf die Schleuseninseln. Die Südkammer der Alten Schleuse dient als Trockendock. Ganz rechts das Entwässerungssiel am Toten Arm.

Im Gegensatz zu den Neuen Holtenauer Schleusen, die durch Schiebetore verschlossen werden, werden die Schleusenkammern der alten Schleusen an ihren Ende durch so genannte "Stemmpaartore" verschlossen. Interessant dabei ist, mit wie wenig Maschinenkraft die schweren Tore bewegt werden können. Von 1973 bis 1975 wurden die alten Schleusen umfassend erneuert.

Die Alten Schleusen als Trockendock Abb.: Die Alten Schleusen als Trockendock. Links sieht man den alten Pegelturm.

Auch in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts hatten die Alten Schleusen kaum etwas von ihrer Bedeutung verloren, denn hier bestand bei den immer öfter vorkommenden Havarien der Neuen Schleusen immer noch die Möglichkeit, zumindest Schiffe bis zu einer gewissen Größe durchzuschleusen.

Havarie eines Schleusentores Abb.: Havarie eines Schleusentores im April 1972. Im Hintergrund das Kraftwerk Wik. [Magnussen, Friedrich (1914-1987)-(CC BY-SA 3.0 DE)]

Inzwischen werden die Alten Schleusen zugeschüttet, da sich bei genauer Inspektion zu große Schäden gezeigt hatten, und anschließend abgerissen. Holtenau steht in den nächsten Jahren ein großes Bauprojekt bevor.

Die durchgeführten Untersuchungen ergeben ein in sich schlüssiges Bild vom Zustand der Alten Schleusenanlage. Das Bauwerk ist an heutigen Normen gemessen von Beginn an nicht tragfähig gewesen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die geforderten Sicherheiten zu keiner Zeit eingehalten waren. Tragfähigkeitsreserven lassen sich auch mit verfeinerten Methoden nicht mobilisieren, wie nichtlineare Vergleichsberechnungen belegen. Diese Erkenntnis bekräftigen auch die Schäden am Bauwerk, die zeigen, dass lokales Versagen bereits stattgefunden hat. Grund für die dennoch 120jährige Standzeit ist unter anderem die sehr sorgfältige Ausführung und die Auswahl sehr guter Baustoffe. Die Materialuntersuchungen belegen sehr hohe Materialkennwerte außerhalb der geschädigten Bereiche. Die Gesamtbewertung der Erkenntnisse führt zu dem Ergebnis, dass beide Schleusenkammern erhebliche Sicherheitsdefizite aufweisen, die einem Weiterbetrieb der Schleuse widersprechen. Die Alte Schleusenanlage Kiel-Holtenau wurde daher außer Betrieb genommen.1

Abb.: Die Alten Schleusen 1902. Blick vom Wiker Ufer aus.

Siehe auch:

© Bert Morio 2019 — Zuletzt geändert: 28-03-2019 21:02

_______
**


  1. Kiesel, Annika: Begutachtung der alten Schleuse Kiel-Holtenau. In: Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) (Hrsg.): Berechnungen und Analysen für bestehende Wasserbauwerke. Karlsruhe: Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) 2014. S. 68-74, hier S. 74.