Holtenauer Geschichte

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Der Meierhof Holtenau

Da in Schleswig-Holstein die Standorte der adeligen Gutshöfe, die sich oft aus den anfangs errichteten Turnhügelburgen (siehe Motte bei Altenholz) entwickelten, in erster Linie in Hinblick auf die Verteidigungsfähigkeit ausgewählt wurden, befanden sich diese oft an wirtschaftlich oft sehr ungünstigen Orten und weit von den eigentlichen Wirtschaftsflächen entfernt. Man war daher gezwungen, Nebenhöfe zu errichten, um diese entfernt liegenden Flächen besser bewirtschaften zu können:

Diese auch Meierhöfe genannten Anlagen liegen vorzugsweise auf Erhebungen (LEISTER 1952). Die beschriebenen Vorgänge haben dazu geführt, dass sich die großen schleswig-holsteinischen Gutsanlagen noch heute als Einzelhöfe außerhalb größerer Siedlungen befinden.1

Das Bauerndorf Holtenau gehörte für über zwei Jahrhunderte zum Gut Seekamp, das um 1600 am Ort der heutigen Dankeskirche einen Meierhof errichtete, der scheinbar während der Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1627 verwüstet wurde. Im Jahre 1631 schreibt der Besitzer des Gutes Seekamp folgende Zeilen:

Der Hof und die gebäude darauf, wie es allda zur stelle vorhanden und besehen kan werden. Nachmalß an Hauptgeräthen, Vieh oder Saat im Felde daß geringste bey meiner Antretung nichts vorgefunden, alß kan auch beym Abtritt hinwieder nichts geliefert werden. Zu diesem Meyerhofe dienen 3 Hovener und 1 Kätner und seyn bey meiner Zeit 2 Hovene von mir aufs neue besetzet unde die Hauer verbessert worden. Hierbei ist in acht zu nehmen, daß diese 3 Hofener und 1 Kothener ihre Hauer nach dem Seekampf geben. Die Gänse und Hüner aber geben sie zum Meyerhofe, auch das?, wenn ihnen etwas gethan wird. Der Meyerhof nebst dem dazugehörigen Lande gibt jährlich 1500 M. Es ist zwar bei der Kriegszeit häher verhauert gewest, kan auch hinfüro höher wiederumb verhauert werden, wenn erstlich die Acker und die Leuthe wiederumb in voriges esse [=Zustand] gebracht.

Anschließend wieder aufgebaut wurden die Gebäude jedoch im Jahre 1680 erneut aufgegeben und der Meierhof zuerst auf die Stüffkoppel, d. h. in die heutigen Stifter Gegend, wo neue Wirtschaftsgebäude errichtet wurden, verlegt. Im Jahre 1685 hieß der Meierhof in den Urkunden folglich auch nur noch “neuer Meierhof bei Holtena”. Zu dieser Zeit, genauer gesagt im Jahre 1686, taucht in den Dänischenhagener Kirchenbüchern zum ersten Mal der Name Stift auf.

Die Ländereien des Holtenauer Meierhofes wurden an die Bauern verteilt, die Gebäude blieben teilweise noch bis ins 18. Jahrhundert bewohnt. Die Aufteilung der Ländereien an die Holtenauer Bauern führte dazu, daß der Anteil privat bewirtschafteter Flächen hier relativ groß gewesen ist.

Der verstorbene Heimatforscher Nikolaus Detlefsen nennt als Ort des Holtenauer Meierhofes einen Platz südlich der Kastanienallee, worauf auch die Tatsache hinweist, daß die Kastanienallee früher Meierredder hieß und rechter- und linkerseits die “Meierkoppeln” lagen und wahrscheinlich bezieht sich auch Gloy in folgenden Zitat auf diesen Meierhof im Gebiet der heutigen Dankeskirche:

Nicht weit von Knoop lag ein der Familie v. Buchwaldt gehöriger adeliger Hof Holtenau, der schon früh niedergelegt wurde, wobei seine Gemarkung mit Seekamp vereinigt worden ist. Mauerreste des alten Herrenhauses waren noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts in einem mit Busch bewachsenen Hügel am Ostende des Dorfes erhalten, …

Das Gelände des Holtenauer Meierhofes blieb noch bis in das 18. Jahrhundert hinein bewohnt. So standen noch 1723 auf dem Gelände das Verwalterhaus, das Vogthaus und ein Backhaus. Während im Vogthaus noch eine Frau Pohlmanns wohnte, teilten sich ein Tischler und ein Kätner das Verwalterhaus.

Ein interessantes Detail in der Holtenauer Vergangenheit wird in einer Topographie von 1855 erwähnt:

Holtenau war in früherer Zeit ein adelicher der Familie v. Buchwald gehöriger Hof an der Levensaue, wo sich noch am östlichen Ende des Dorfes Spuren von Gebäuden finden; besonders enthält ein mit Buschwerk bewachsener Hügel Blocksberg bedeutende Ueberreste.

Der Begriff Blocksberg, womit hier anscheinend der Ort gemeint ist, an dem sich einstmals der Meierhof Holtenau befand, stand früher oft im Zusammenhang mit Magie, Hexen und Hexenverfolgung. Orte mit dem Namen Blocksberg galten als Versammlungsplätze von Hexen.

… und den ungefähr gleichzeitigen Beobachtungen des Hrn. Prof. Pansch im Blocksberg bei Holtenau, Kreis Eckernförde (Correspondenzblatt der Deutschen anthropologischen Gesellschaft 1883, S. 54). Hier wie dort ein viereckiges Fundament, aus Feldsteinen in Lehm aufgesetzt, von ziemlich gleichem Flächeninhalt; in Zeust 6 m lang und 4,40 m breit; im Blocksberg 7 m lang und 4 m breit; doch waren die Grundmauern hier dicker und höher. Der Binnenraum war an beiden Stellen mit Lehm ausgefüllt, worin wieder Feldsteine fest eingestampft und vermauert waren.2

Möglicherweise werden hier die Ruinen des untergegangenen Holtenauer Meierhofes beschrieben. Wenn man sich die Größe der Räume vor Augen führt und die Art ihrer Aus­führung, dann liegt der Gedanke zumindest nahe.

Einen anderen Standpunkt vertritt hier der Heimatforscher Nicolaus Detlefsen, der auf die Möglichkeit hinweist, daß es sich hierbei um die Ruinen einer Burg eines gewissen Lewold handeln könnte — dem Namensgeber der Levensau (=Au des Lewold).3

Siehe auch:

© Bert Morio 2019 — Zuletzt geändert: 15-12-2018 10:25


  1. Rathje, Frank: Umnutzungsvorgänge in der Gutslandschaft von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern - Eine Bilanz unter der besonderen Berücksichtigung des Tourismus, Kiel 2004, S. 6. 

  2. Zeitschrift für Ethnologie, Band 17, Limbach Verlag 1885, S. 110. 

  3. Vgl.: Detlefsen, Nicolaus: Die Kieler Stadtteile nördlich des Kanals, Neumünster 1978, S. 75.