Holtenauer Geschichte

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Der Adel im Dänischen Wohld.

Bis zur Jahrtausendwende war das Gebiet des Dänischen Wohldes ein nahezu unbewohntes Grenzland, an das im Norden die Wikinger (Haithabu!) und im Osten die Gebiete der Wenden angrenzten, wobei es auf dem Gebiet des Dänischen Wohldes wendische, d. h. slawische, Siedlungen wie gesichert Pries und wahrscheinlich auch noch Krusendorf, Stift, Projensdorf und Rathmannsdorf gab.

Der Heilige Georg

Abb.: Der heilige Georg.

Was für Menschen waren das, die es über die Grenzflüsse Eider und Levensau in den Norden trieb? Waren die holsteinischen Adeligen, die um 1300 damit begannen, den undurch­dring­lichen Isarnho zu kolonisieren, nun Glücksritter, Raubritter oder von einer Mission erfüllte Zeitgenossen?

Im Jahr 811 war durch einen Vertrag zwischen Karl dem Großen und dem Dänenkönig Hemming die Eider zur Grenze zwischen dem fränkischen und dem dänischen Reich bestimmt worden, was zur Folge hatte, daß der spätere Landesteil Schleswig zum dänischen Reich und der spätere Landesteil Holstein zum Deutschen Reich gehörte.

Im Jahr 1111 belehnte Lothar von Supplinburg (* vor 1075; + 1137) als Herzog von Sachsen seinen Gefolgsmann Adolf von Schauenburg (* vor 1106; + 1130), der aus Schaumburg an der mittleren Weser stammte, mit den Grafschaften Holstein und Stormarn, wozu auch Hamburg gehörte, während zu dieser Zeit Knud Laward (1119 bis 1130), der Sohn des Königs Erik I. Ejegod, als Grenzjarl bzw. erster Herzog von Schleswig im Norden eingesetzt wurde, was zu einer allmählichen Ausbildung eines Herzogtums Schleswig führte.

Das Wappen der
        Schauenburger

Abb.: Das Wappen der Schauenburger.

Es gelang den Schauenburgern in der darauf folgenden Zeit, immer mehr Einfluß auch nördlich der Grenze zu gewinnen,denn sie sahen im Landesteil Schleswig einen Puffer zum dänischen Königreich, der ihre Holsteinischen Territorien schützte. Gleichzeitig führte diese Konstellation immer wieder zu Konflikten zwischen den den dänischen Königen und den Grafen von Holstein. Die Herrschaft Adolf I. war aufgrund der Konkurrenz des mächtigen Holsteinischen Adels während der gesamten Zeit seiner Herrschaft sehr schwach. Unter seinen Söhnen kam es zur Kolonisation der östlichen Landesteile, vornehmlich Wagriens.

Der Adel

Der holsteinische niedere Adel, der aus einer Kriegerelite im Dienste des Landesherren entstammt, wurde im Landesteil Holstein mit Gütern belehnt. Demgegenüber hatte man nördlich der Levensau im Gebiet des Dänischen Wohldes die Möglichkeit, sich eigenen Grundbesitz anzueignen.

Im 12. Jahrhundert werden die ersten ritterschaftlichen Familien urkundlich erwähnt. Doch erst mit dem Vertrag von Ripen (2. März 1460) wird der zunächst lose Verbund der landtagsfähigen Ritter bzw. später adeligen Gutsbesitzer des Landes als Stand mit weitreichenden Privilegien etabliert.1

Die Adelsfamilien im Dänischen Wohld

Viele schleswig-holsteinische Adelsfamilien hatten auch Besitz im Dänischen Wohld, unter ihnen waren die bekanntesten die Rantzaus, die Ahlefeldts, die Pogwischs, die von der Wisch und die Buchwalds. Oft besaßen sie sogar mehrere Güter gleichzeitig. Durch Heirat untereinander oder durch Verkauf gingen diese immer wieder in den Besitz anderer Familien über. Man darf nicht vergessen, daß dabei nicht nur das "tote Inventar" seine Besitzer wechselte, sondern neben den Tieren auch die durch die Leibeigenschaft an das Land gebundenen Menschen - Männer, Frauen und Kinder.

Besonders war der Adel begütert in der alten Waldgegend Jernwith zwischen der Schlei und Eider, wo die Güter Knoop, Schinkel und Sehested, und die Dörfer Ahlefeld und Lembek ohne Zweifel die Stammbesitzungen der gleichnamigen adeligen Familien waren. Von diesen alten adeligen Geschlechtern starben einige aus; andere zurückgesetzt oder verdrängt durch den holsteinischen Adel zogen sich nach Dänemark zurück; andere endlich verloren allmälig ganz das Andenken an ihren Adel und traten in den Bürger und Bauernstand zurück. Nur das Ahlefeldsche Geschlecht mächtig durch Güterbesitz und verschwägert mit den holsteinischen Adel behauptete Ansehen und Einfluß im Lande. Von dem holsteinischen Adel, der in Südjütland ansässig ward, sind zu nennen die Familien Ranzau auf Seekamp und Bülk, Brokdorf zu Windeby, von der Wisch zu Nienhof, Fresenhauge und Egesböl (Eisböl), Rumohr zu Göbygaard (Rumohsgaard.)2

Die hier ansässigen Adelsfamilien unterschieden sich nicht nur durch ihren Besitz, sondern auch durch ihre Privilegien und ihren Status:

Die equites originarii

Die so genannten ursprünglichen Ritter sind jene Familien Holsteins und Stormarns, die bereits im Hochmittelalter hier ansässig waren. Zu dieser Gruppe zählten im 15. und 16. Jahrhundert ungefähr 25–30 Familien. Diese Familien hatten gegenüber anderen - so zu sagen rangniederen Adelsfamilien - besondere Rechte und Privilegien.

Heute existieren noch 9 dieser Familien:

Die recepti

Diese Familien wurden durch besondere Rechtsakte in die Ritterschaft — bedingt (wenn sie ein adeliges Gut in Schleswig-Holstein besaßen) oder unbedingt — aufgenommen, wobei unter­schieden wurde zwischen:

Familien mit Besitz in Seekamp oder Knoop

Die folgenden Adelsfamilien waren zeitweise im Besitz der Güter Knoop oder Seekamp:

Die Famile Knoop

Von dem Gute Knoop am Kieler Canal wird diese Familie den Namen angenommen haben. Ausser der Gleichheit des Siegels deuten auch die Vornamen Wulf und Marquard auf die Verwandtschaft mit den Pogghewisch und van der Wisch hin. Die bekannt gewordenen Glieder derselben scheinen alle in der Umgegend von Kiel ansässig gewesen zu sein, z. B. zu Fresendorf ein Wulf 1356, und Marquard de Knoop 1434 zu Schulenhof, Mielkendorf, Molfsee.3

Die Familie von Rantzau

Die Familie Rantzau gehörte zum holsteinisch-stormarnischen Uradel, den equites originarii (= ursprüngliche Ritter) und übertraf an Zahl alle anderen einheimischen Adelsfamilien:

Unter den Angehörigen der holsteinischen Ritterschaft, die 1470 die sog. Segeberger Konkordate unterzeichneten, in denen die Stände König Christian I. von Dänemark ihre Hilfe bei der Sicherung seiner Herrschaft in den Herzogtümern zusagten, waren je dreizehn Ahlefeldts und Sehesteds, zwölf Pogwischs, sieben von der Wischs und je fünf Buchwalds, Breides und Walstorps, aber 25 Rantzaus.

1587 soll die Familie 118 lebende männliche Angehörige gezählt haben und von den ersten acht Statthaltern des Königs von Dänemark in den Herzogtümern, die von etwa 1535 bis 1697 amtierten, waren sechs Rantzaus. Unter ihnen waren die bedeutendsten Persönlichkeiten Johann Rantzau (1492-1565) und und sein Sohn Heinrich Rantzau (1526-1598).

Gut Rantzau

Abb.: Gut Rantzau.

Johann Rantzau hatte in Wittenberg studiert und bereits anschließend verschiedene Länder. In Jerusalem wurde er 1517 zum Ritter geschlagen. Er wurde nach einer 3jährigen Reise inklusive Audienz beim Papst zum Hofmeister des dänischen Kronprinzen und späteren König Christian III. bestellt. Im Auftrag des dänischen Königs Johanns I. unterwarf er als Statthalter der Herzogtümer Schleswig und Holstein 1559 endgültig die freien Dithmarscher Bauern, die ein halbes Jahrhundert zuvor in der Schlacht bei Hemmingstedt ein Ritterheer vernichtend geschlagen hatten. Die Familie Rantzau war über lange Zeit im Besitz der Güter Bülk, Knoop und Seekamp.

Sein Sohn Heinrich Rantzau (1526-1598) war von 1556 bis 1598 Statthalter des dänischen Königs für die königlichen Anteile am Herzogtum Schleswig und am Herzogtum Holstein. Im Gegensatz zu seinen Schlachten schlagenden Vater war er ein großer Gelehrter:

Faktisch war er zwischen 1556 und 1598 der zweitmächtigste Mann im Staate Dänemark. [...] Ein Macher und Mäzen, der ein großes Vermögen erwarb und mehrte, der der englischen Königin und der Stadt Antwerpen Geld lieh, Güter in den Herzogtümern und in Dänemark betrieb, darüber hinaus eines Geistesgröße, ein humanistischer Gelehrter, der bei Melanchton in Wittenberg studiert und mit Luther zu Tisch gesessen hatte, und der, des Lateinischen mächtig, in Verbindung stand mit anderen Gelehrten und Herrschern in Europa — über die damals deutlich aufklaffenden Konfessionsgrenzen hinweg.4

Die Familie von Ahlefeldt

Die Ahlefeldts gehören zum holsteinisch-stormarnischen Uradel, equites originarii (= ursprüngliche Ritter), ursprünglich aus dem Schwäbischen stammend und dann im Jahr 1245 als Scacco de Rumore urkundlich erwähnt, nach dem Dorf Rumohr südwestlich von Kiel, wobei die sichere Stammreihe mit Benedictus de Alevelde senior, miles (Bendix der Ältere, 1320–1380), der am 16. Juni 1321 urkundlich belegt ist, beginnt.

Der reich begüterte Cai von Ahlefeldt (*1591; †1670) war Diplomat und General und u. a. seit 1626 Besitzer der Güter Seekamp, Knoop und Bülk im Dänischen Wohld; daneben besaß er noch mehrere andere Güter.

Die Familie von Sehested

?

Die Familie von Pogwisch

Es kann eine Verwandtschaft zu der Familie Knoop angenommen werden. Die Familie war auch Besitzer von Gut Bülk.

Die Familie von der Wisch

Holsteinisch-stormarnischer Uradel, equites originarii (= ursprüngliche Ritter). Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Marquardus de Stenwer, der 1216 vom Grafen Albert von Holstein belehnt wurde — mit einer Wiese (= Wisch). Die sichere Stammreihe beginnt urkundlich zwischen 1390 und 1424 mit Claus von der Wisch. Die Familie von der Wisch ist eng verwandt mit der Familie Pogwisch, die auch dasselbe Wappen führt. Es kann eine Verwandtschaft zu der Familie Knoop angenommen werden. War im Besitz des Gutes Knoop.

Im 13. Jahrhundert besaß die Familie von der Wisch die folgenden Güter:

Die Familie von Buchwald

Friedrich von Buchwaldt, Obristleutnant und Kriegskommissar, besaß das Gut Seekamp von 1648 bis 1660. Die Familie war zudem im Besitz des Gutes Knoop.

Familie von Reventlou

Anfang 1700 bis 1722: Sophie Amalie von Hahn erbt das Gut Seekamp und heiratet Konrad Graf von Reventlou. (?)

Familie Schack-Schackenburg

Siehe Schack.

Siehe auch:

© Bert Morio 2017 — Zuletzt geändert: 21-09-2017 10:20


  1. Schleswig-Holsteinische Ritterschaft: Kurzer Überblick über die Geschichte der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft, unter: http://www.sh-ritterschaft.de/?id=ft-texte&text=3 [zuletzt gesehen: 2015-06-14]. 

  2. Quelle: Karl Wilhelm Anton von Wimpfen: Geschichte und Zustände des Herzogthums Schleswig oder Südjütland von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Flensburg 1839, S. 194f. 

  3. Karl Julius Milde,C. F. Wehrmann: Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck, Bände 5-10, 3. Heft, F. Grautoff, Lübeck 1862, S. 95. 

  4. Trutschel, Christian: Vom uralten Holsteiner Adel, KN vom 12.04.2021, S. 13.