Die Holtenauer Kleingärten sind
eine relativ junge Holtenauer Erscheinung, wurden diese doch in
der Regel erst nach dem Zweiten Weltkrieg
angelegt; der Holtenauer Kleingartenverein
wurde
jedoch bereits 1917 gegründet — sicherlich auch in Zusammenhang
mit der zunehmenden Versorgungskrise infolge des Ersten Weltkriegs.
Abb.: Kleingärten am Toten Arm. [Magnussen, Friedrich
(1914-1987)-(CC BY-SA 3.0 DE)]
Das mag mit der Holtenauer Vergangenheit als Bauerndorf und der Tatsache, daß viele
Privatgrundstücke von beträchtlicher Größe waren und teilweise
noch sind, zusammen hängen. Viele der für die Kanalbediensteten
gebauten Häuser waren auch für ein gewisses Maß von
Selbstversorgung ausgelegt (darauf deuten die teilweise noch
erhaltenen Lütthäuser
hin). Sogar die Haltung von Schweinen war anfangs vorgesehen.
Früher gab es folgende Holtenauer Kleingartengebiete:
Die Kleingärten auf dem Gebiet der jetzigen Schleusenwiese
am
Toten Arm wurden inzwischen in
eine Streuobstwiese umgewandelt.
Das Kleingartengelände an der Holtenauer Hochbrücke zwischen der Straße Friedrich-Voß-Ufer und dem Kanal fiel dem Bau der Olympiabrücke zum Opfer.
Ein weiteres Kleingartengelände befand sich zwischen der Richthofenstraße und der Johann-Sump-Straße.
Zumindest ab 1944 wurde auch das Gelände des alten Sportplatzes an der Richthofenstraße für Kleingärten verwendet.
Heute existieren noch ein nach dem Zweiten Weltkrieg angelegtes Kleingartengelände am Friedhof zwischen dem Eekbrook und der Grimmstraße sowie ein weiteres Gelände zwischen der Immelmannstraße und dem Eekbrook direkt an den Flugplatz angrenzend.
Weitere Kleingärten finden sich auch heute noch am Hang unterhalb des Kurt-Engert-Hauses.
(Die folgenden Inhalte und Zitate stammen aus einem Bericht von Herrn Erich Graumann aus dem Jahr 1995 über die Geschichte des Holtenauer Kleingartenvereins, der mir freundlicherweise von Herrn Vogelsang zur Verfügung gestellt wurde.)
Der Holtenauer Kleingartenverein e. V.
wurde im
Jahr 1917 — damals unter dem Namen Obst- und
Gartenbauverein Holtenau e. V.
— gegründet.1
Wahrscheinlich waren seinerzeit schon die Kleingartenanlagen "Petesenkoppel", "Storm'sche Koppel" und "Fliegerhorstkoppel", also die Anlagen, die sich zwischen dem Wohngebiet Richterstraße/Lüttjohanstraße und dem kirchlichen Friedhof Holtenau befinden, vorhanden.
Wann die Kleingartenanlage "Schulzekoppel", deren Restgärten jetzt noch südlich des Altenheim Kurt-Engert-Haus am Lindenweg liegen, enstanden ist, läßt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Ebenso ist unklar, wann die inzwischen für ein Wohn- und Geschäftszentrum in Anspruch genommene Kleingartenanlage "Neue Westenhofkoppel", welche zwischen der Richthofenstraße und der Johann-Sump-Straße lag, sowie die "Eekbrookkoppel" östlich der Herwartstraße und die private Kleingartenanlage "Repeningkoppel" am Friedrichsruher Weg/Boelckestraße gebaut worden sind.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die
Flächen der Fliegerhorstkoppel
und der Storm'schen
Koppel
2 für militärische Zwecke verwendet,
doch bereits im November 1945 wurden diese Flächen wieder an den
Kleingartenverein zurück gegeben.
Am 23. Juni 1958 übernahm der Kleingartenverein die Flächen der
jetzigen Schießstandkoppel
westlich des
Hochbrückendamms. 1961/62 kamen die Gebiete der Flughafenkoppel
an der Immelmannstraße und Nixenweg
hinzu. 1994
hat der Kleingartenverein die Fläche Flughafenkoppel
in die Flächen Immelmannkoppel
und Geruselkoppel
aufgeteilt und neu parzelliert.
Das Vereinheim des Kleingartenvereins befindet sich auf dem
Grundstück Eekbrook Nr. 5, das zur Eekbrookkoppel
gehört.
In den Protokollen der Vorstandssitzungen des Obst- und Gartenbauvereis Holtenau werden im Jahre 1917 die Kleingartenanlagen Westenhofkoppel und Möltenkoppel genannt. Wo diese Kleingartenanlagen genau gelegen haben und wieviel Gartenparzellen sie umfaßten, ließ sich bisher nicht feststellen. Bis zu den Jahren 1968/1969 hat eine Kleingartenanlage "Neue Westenhofkoppel", die dann einem Wohn- und Geschäftszentrum weichen mußte, bestanden. Diese "neue Westenhofkoppel" ist offensichtlich ein Ersatzgelände für die ehemalige "Westenhofkoppel".
Der Name Westenhofkoppel
bezieht sich
offensichtlich auf die Bauerstelle
Westenhofen, die in der Richthofenstraße auf Höhe der
Schwester-Therese-Straße lag. Möglicherweise befand sich die
Kleingartenanlage auf dem Gebiet des alten Holtenauer
Fußballplatzes bzw. westlich davon an der Stelle, an der sich
jetzt der Kindergarten Hoppetosse
und ein Spielplatz befinden.
In den Sitzungsprotokollen aus dem Jahre 1918 wird die Kleingartenanlage Voßbrook erwähnt. Die Gemarkung Voßbrook in Holtenau ist zwar bekannt [...], welcher Teil dieser Gemarkung jedoch damals mit Kleingärten belegt war, ist bisher nicht bekannt.
Offensichtlich war seinerzeit der Ost- und Gartenbauverein Holtenau auch für den Bereich Schusterkrug zuständig. So ist aus den Protokollen des Jahren 1918 ersichtlich, daß der Verein eine Kleingartenanlage Röpstorffsche Koppel in Schusterkrug verwaltet hat.
Die Protokolle des Jahres 1919 erwähnen die Kleingartenanlage "Grothsche Stücke".
Mit der Eingemeindung Holtenaus
nach der Stadt Kiel gingen auch die Holtenauer Kleingärten in die
Zuständigkeit der Stadt über. In Kiel bestand damals ein Kleingartenamt
,
das 1923 in Holtenau eine Kleingartenamtnebenstelle
eröffnete.3 In jenem
Jahr verzeichnete der Obst- und Gartenbauverein Holtenau 562
Mitglieder.
Abb.: Kleingärten an
der Prinz-Heinrich-Brücke.
Am 8. September 2017 feierte der Holtenauer Kleingartenverein sein 100jähriges Bestehen!
höhere Töchterim Kaiserreich.
© Bert Morio 2017 — Zuletzt geändert: 20-05-2019 06:30
Das Datum der Gründung scheint jedoch nicht unumstritten zu
sein, denn im Text von Erich Graumann heißt es: Bei
der Lektüre der Protokolle der Vorstandssitzungen des
Obst- und Gartenbauvereins Holtenau aus den Jahren 1917
bis 1923 kann man fast den Eindruck gewinnen, daß das
Jahr der Vereinsgründung schon zu einem früheren
Zeitpunkt als 1917 angesetzt werden könnte. Die
Protokolle der Vorstandssitzungen beginnen mit dem 24.
Januar 1917. Es bestand bei dieser ersten uns bekannten
Sitzung schon ein vollständiger Vereinsvorstand. Von
einer Vereinsgründung ist schon in dieser Sitzung in
keiner Weise die Rede gewesen.
↩
Siehe Bauernstelle Storm. ↩
Das Kleingartenamt hatte die Aufgabe, neues Kleingartengelände zu beschaffen, die Interessen der Kleingärtner zu vertreten, die Pachthöchstpreise festzulegen, die Kleingärtner vor willkürlichen Kündigungen zu schützen sowie sich um Versorgungsfragen (Einrichtung von Bewässerungsanlagen, Bezug von Saatgut und Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln) zu kümmern. ↩