Wartehalle
Die im Jahr 1893 als Warteraum für
die Holtenauer Lotsen gebaute Wartehalle
am Holtenauer Leuchtturm hieß zu
Beginn des 20. Jahrhunderts Restaurant Lindemann
,
später dann Wartehalle
und Fördeblick
.
Hier wurde auch im Jahre 1919 der Deutsche Lotsenbund
gegründet und der Brunsbüttelkooger
Lotse Franz Sieslack zu seinem 1. Vorsitzenden gewählt. Erst 1925
wurde die Wartehalle in eine Gaststätte umgewandelt, denn
inzwischen gab es andere Aufenthaltsmöglichkeiten für die Lotsen
wie das benachbarte Lotsenhaus.
Abb.: Rechts im Hintergrund die Villa Bock, das Ärztehaus der Quarantäneanstalt, vor dem Wald Voßbrook.
Die Kanal-Zeitung
aus Brunsbüttel schreibt über
die Wartehalle im Jahr 1895 folgendes:
Einen immer gefälligeren Eindruck macht die Wartehalle mit ihren offenen Veranden,deren Holzteile neuerdings einen dunklen Anstrich erhalten haben. Zahlreiche Arbeitskräfte sind unweit davon an dem Bau des Lootsenstations-Gebäudes thätig, das sich bereits über den Boden heraus erhebt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus von den Britischen Besatzungstruppen beschlagnahmt, in Wohnungen unterteilt und mit einem Stacheldrahtzaun geschützt. Am 6. Oktober 1945 fand in der Wartehalle die Wiedergründungsversammlung des TuS Holtenau statt, auf der Willi Depser als provisorischer Vorstand fungierte und von den 100 Teilnehmern zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt wurde.
Abb.: Der Fördeblick
im Jahr 1983 (© Gisela Heinrich).
Frau I. Rodewald-Ivens schreibt über die früheren Zeiten des Restaurants:
Bevor die Schiffe in Holtenau durch die Schleusen in den Kaiser-Wilhelm-Kanal fuhren, blieben die Kapitäne immer gern noch einen Tag in kleinen Holtenauer Hafen liegen und machten ihre Schiffe an der Kaimauer fest. Morgens war der Platz meistens leergefegt, bis auf ein oder zwei Schiffe waren alle davon geschippert, aber am späten Nachmittags und Abend glich der Platz einem bunten Marktplatz. Die Herrn Kapitäne gingen an Land, gaben ihre Bestellungen auf und eilten dann mit großen Schritten in das Restaurant ’Wartehalle’ an der Kieler Förde. Dort ging es bald lebhaft zu, es wurde tüchtig getrunken; nur klare Sachen ’Lütt und Lütt’ bestellten sie, das hieß: ’ein Bier und ein Snaps’.
Früher viel bewundert und immer wieder Motiv auf Postkarten aus Holtenau waren die Wandbilder in der Wartehalle, auf denen die bekannten mit dem Bau und Betrieb des Kanals verbundenen Personen veräppelt wurden:
Abb.: Wandbild in der Wartehalle.
Abb.: Wandbild in der Wartehalle.
Abb.: Die Wartehalle im Jahr 1929. Im Hintergrund die Seebadeanstalt und der Tonnenhof.
Abb.: In der
Mitte hinten sieht man den Mäuseturm
,
der Warteraum für die Führer der Lotsenversetzboote.
Abb.: Innenansicht in den Zwischenkriegszeit.
Abb.: Die westliche Treppe zur Dampferbrücke.
Abb.: Der Leuchtturm, Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Wartehalle und Dampferbrücke.
Abb.: Die Nordtreppe an der Wartehalle. Auf diesem Bilde kann man die heute nicht mehr vorhandene nördliche Treppe erkennen. Diese Treppe machte natürlich Sinn, wenn die Lotsen möglichst schnell zu den im Bootshafen liegenden Lotsenversetzbooten gelangen wollten.
Abb.: Die Wartehalle im Jahr 1912. Diese eher selten abgebildete Perspektive zeigt auch einmal die Westseite des Gebäudes. Im Vordergrund die Umzäunung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals.
Abb.: Im Fördeblick
1967. Im Vordergrund Kellner
Wolfgang Kähler.
Abb.: Im Fördeblick
1967. Wolfgang Kähler und
arbeitete dort als Kellner. Die Kochmütze ist nur eine
Verkleidung.
© Bert Morio 2018
— Zuletzt geändert: 25-07-2021