Holtenauer Geschichte

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Der Holtenauer Kanaldistrikt

Beim so genannten Fiskalischen Kanaldistrikt handelte es sich um ein Gebiet von ca. 40 Hektar, daß 1777 vom Gut Seekamp, zu dem das Dorf Holtenau damals gehörte, abgetrennt wurde. Dieses Gebiet umfaßte im wesentlichen das Tal der Levensau. Auf diesem Gebiet wurden sowohl der Eiderkanal gebaut als auch die Gebäude für die dänische Kanalverwaltung und den Kanalhandel errichtet.

Einfahrt Eiderkanak Abb.: Die Einfahrt des Eiderkanals mit dem Kanalpackhaus und den beiden Obelisken. Durch die Aufschüttungen für den Leuchtturmhügel beim Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals hat sich das Gelände vor und rechts des Packhauses völlig verändert.

Zu diesen Gebäuden zählten das Kanalpackhaus, Gebäude für den Verwalter des Packhauses, den Hafenmeister, den Schleusenmeister, die Zollverwaltung mit einem Zollverwalter und zwei Assistenten, den in späteren Zeiten auch Materialien­verwalter genannten Kanalunteraufseher, die drei Lotsen, sowie für einen Gastwirt und den Halter der zum Treideln (d. h. dem Ziehen der Schiffe) benötigten Pferde. Das Gebäude der ehemaligen Treidelpferdehalterei von Bauer Schulz in Holtenau bestand noch bis in das 20. Jahrhundert und wurde erst 1942 durch Bomben zerstört.

Das Gebiet des Kanaldistrikts wurde auch das Königsfeld genannt, da es vom Dänischen König gekauft wurde — an diesen Umstand erinnert noch heute die dorthin führende Königstraße. Auf Veranlassung des dänischen Königs mußten die Holtenauer Bauern ca. 20 ha Auwiesenland im Bereich der Levensau für den Kanalbau und den so genannten fiskalischen Kanaldistrikt zur Verfügung stellen.

Zur damaligen Zeit lag der Kanaldistrikt ca. einen Kilometer östlich des Bauerndorfes Holtenau. Der Kanaldistrikt war bis 1906 dem Amt Hütten unterstellt und umfaßte neben den Gebieten in Holtenau noch die Holtenauer Eiderkanalschleusen, die Knooper und die Rathmannsdorfer Schleusen. Die Einwohnerzahl des Kanaldistriktes wird für das Jahr 1840 mit 69 Personen in 11 Familien angegeben.

Blick vom Wiker Ufer Abb.: Blick vom Wiker Ufer aus. Man sieht hier noch beide Obelisken zur Navigation (allerdings wirken sie im Vergleich zum Packhaus überdimensioniert!). Sie sehen weitaus realistischer aus als beim obigen Bild. Gut zu erkennen ist auf dieser Illustration auch das Steilufer direkt hinter dem Packhaus.

Verbindungen zum Dorf Holtenau gab es kaum, nur an die Holtenauer Schule war man angeschlossen und man machte von den Pferden der Holtenauer Bauern für das Treideln der Schiffe durch den Eiderkanal Gebrauch. Ansonsten führte der Kanaldistrikt ein Eigenleben.

Die Landverbindungen nach und über Holtenau hinaus waren für den Gütertransport ungeeignet, selbst der Weg vom Kanalpackhaus zur Holtenauer Schleuse war so eng, daß sich entgegen kommende Fuhrwerke nicht ausweichen konnten. Dieser Zustand änderte sich erst als am 17. Oktober 1783 der Beschluß gefaßt wurde, diesen Frachtweg zu regulieren. Später entstand hier einmal die Kanalstraße.

Mit der preußischen Annexion Schleswig-Holsteins kam es zur Zerschlagung der Verwal­tungseinheit Seekamp, in deren Folge neben den Landgemeinden Schilksee und Pries auch die Landgemeinde Holtenau entstand. Seit 1876 gehörte Holtenau als freie Landgemeinde zum Landkreis Eckernförde und zählte um die 400 Einwohner. 1906 ging der Kanaldistrikt wieder an den Kreis Eckernförde und damit an die Gemeinde Holtenau. Bis zur Eingemeindung nach Kiel im Jahre 1922 gehörte Holtenau dann zum Amtsbezirk Knoop.

Durch den Aushub beim Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals kam über einhundert Jahre später östlich dieses Areals noch der Leuchtturmhügel hinzu, so daß das Ensemble des Kanal­packhauses nicht mehr so prominent an der Kanaleinfahrt liegt wie zu Zeiten des Eiderkanals. Nur wenn man sich das Gebiet des Leuchtturmhügels weg denkt, macht auch der Standort des Obelisken, der zusammen mit seinem Zwilling der Navigation beim Einsegeln in den Eiderkanal diente, direkt vor dem Kanalpackhaus einen Sinn.

Siehe auch:

© Bert Morio 2018 — Zuletzt geändert: 19-11-2018 05:43

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